Le déluge
Gianluca Jodice, France, Italy, 2024o
Louis XVI and his wife Marie Antoinette, the last kings and queens of France, were imprisoned with their two little children in a black castle on the outskirts of Paris waiting to be executed. A short time, condensed, where between violence and harassment, all the masks fell: that of the two royals as public and private figures; those of the old regime; those of History that definitively flew page, and that of God who from then on was eclipsed in the shadows, leaving man completely alone.
Der Eröffnungsfilm von Locarno 2024 ist ein eigenwilliges Werk, das dazu einlädt, das Ende der absoluten Monarchie in Frankreich «auf der falschen Seite der Geschichte» neu zu betrachten. Inspiriert vom Tagebuch von Jean-Baptiste Cléry, einem Diener König Ludwigs XVI., der ihm bis zum Ende zur Seite stand, hat der Italiener Gianluca Jodice den Film mit Bravour gedreht, mit in Italien nachgebauten Kulissen und Kostümen und mit aus Frankreich importierten Schauspieler:innen. Hier gibt es weder Bastille noch Versailles oder gar Tuilerien. Die Geschichte beginnt im August 1792 mit der Verhaftung des Königspaares und seiner Überführung mitsamt Kindern in den später zerstörten Sitz des Malteserordens. Ohne Aufregung und grosses Spektakel schildert der Film detailgenau den Niedergang und das Warten, bis nach fünf Monaten das bekannte Urteil gefällt wird. Guillaume Canet, sogar unter starker Maske, und Mélanie Laurent als Marie-Antoinette, auch ohne österreichischen Akzent, sind hervorragend: ein schwacher König, der fatalistisch wird angesichts einer wütenden Königin, die eine Entsagung nach der anderen durchmacht, bis er zu der Erkenntnis gelangt, dass sie nur «Schauspieler in einem Stück mit zu grossen Rollen für sie» waren. Jodices zurückhaltende Inszenierung und die farbentsättigte Fotografie von Daniele Ciprì tragen bei zur Stimmigkeit des Films.
Norbert CreutzGalleryo


