Miséricorde
Alain Guiraudie, France, 2024o
This is about 31 year-old Jérémie who returns to Saint-Martial in the Massif Central region for an old friend’s funeral. In this village where so much goes unsaid, he must contend with rumours and suspicion, until he commits an irreparable act and finds himself at the centre of a police investigation.
Zu den grossen kleinen Genüssen des Kinos zählen Filme, die nur mit einer Handvoll Figuren und Schauplätze jonglieren, dies jedoch so einfallsreich tun, dass das Wiederkehrende in immer neuem Licht erscheint. Miséricorde ist eine dieser Trouvaillen. Der Film erzählt von einem Bäcker um die Vierzig, der zur Beerdigung seines einstigen Lehrmeisters in einem herbstlichen französischen Provinznest anreist. Er trifft auf den Dorfpfarrer, einen alten Freund, die Witwe und den Sohn des Verstorbenen, doch während ihn die Witwe mit offenen Armen empfängt, zum Übernachten, ja zur Übernahme der Bäckerei einlädt, ist der Sohn ein mürrischer Sonderling, der argwöhnt, dass der Auswärtige der Mutter bloss ans Portemonnaie und an die Wäsche wolle. Es kommt zu Raufereien, die sich zuspitzen, schliesslich zu einem Kampf, an dessen Ende der eine den andern im Wald verscharrt. Mehr sei hier nicht verraten von diesem ländlichen Krimi, in dem die Mutter, der Pfarrer und die Gelüste aller Figuren die heimlichen Strippenzieher sind. Sein Humor ist rabenschwarz, sein Tonfall staubtrocken, seine Pointe verteufelt einleuchtend.
Kerstin Blank