Bergers

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IIn der ersten Szene von Bergers schaut der junge Kanadier Mathyas sinnierend aus seinem Hotelzimmer in Arles und lässt uns wissen, dass er aus seinem Leben als Werbetexter in Montréal ausgestiegen sei, um Schafhirt in der Provence zu werden und diese Erfahrung dereinst literarisch zu verarbeiten. So könnte eine Satire auf naive Vorstellungen vom idyllischen Hirtendasein anfangen, doch die Frankokanadierin Sophie Deraspe entwickelt etwas Interessanteres, Vielschichtigeres daraus. Mathyas macht als provenzalischer Hirtenlehrling zwar durchaus seine bitteren Erfahrungen mit Schafzüchtern, von denen ihn der erste schon nach einem halben Probetag abfertigt und der zweite die Frustration über sein Metier regelmässig an den Tieren auslässt. Doch Deraspe stellt ihren Helden nicht bloss, sondern nimmt seine Sehnsucht nach einem ursprünglichen Leben in Tuchfühlung mit der Natur ernst und lässt ihn bei einer weiteren Züchterin seine Bewährungsprobe bestehen, schliesslich eine 800köpfige Herde in berauschenden Bildern auf die alpinen Sommerweiden führen. Der Bergsommer mit seinen Schönheiten und Härten wird dem Helden versüsst von einer kecken Bekanntschaft aus Arles, die unversehens als Co-Aussteigerin bei ihm aufgekreuzt ist und bald seine Liebste wird. Klingt doch reichlich bukolisch? Ist es bisweilen auch, und das Gesicht von Hauptdarsteller Félix-Antoine Duval bleibt als Seelenspiegel stellenweise arg lang im Bild. Doch die Regisseurin bringt mit ihren vom Wetter und Leben gegerbten Nebendarsteller:innen und einem empathischen Blick für die Tiere auch einen dokumentarischen Zugang mit ein. So hält sie instinktsicher die Balance zwischen dem Zauber und den Ernüchterungen dieses klassischen Aussteigertums in Zeiten des Klimawandels, der Agrar- und der Ökobürokratie. Die Hirtenleben-Klischees einfach wegpacken und eintauchen.